Kleine Gefühle, große Bedürfnisse: Wie man mit Kindern über Emotionen spricht

 

„Check-ins“ für die Gruppenstunde

Um die Gefühle und die dahinterstehenden Bedürfnisse von Kindern abzufragen, ist es wichtig, sensibel, empathisch und kreativ vorzugehen. Ob mit Bildern, Skalen oder Kunst – regelmäßige „Check-ins“ zu Beginn der Gruppenstunde können dabei helfen, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken. Zudem fördern sie die emotionale Intelligenz von Kindern und schaffen ein unterstützendes und verständnisvolles Gruppenklima, in der Kinder sich wohlfühlen – ganz im Sinne unserer Kinderschutzarbeit.

Was du dabei unbedingt beachten solltest:

Zuhören: Aktives Zuhören ist essenziell. Zeige dem Kind, dass du interessiert und aufmerksam bist, indem du Blickkontakt hältst, nickst und seine Worte wiederholst oder zusammenfasst.
Beispiel: „Du sagst, du bist traurig, weil dein Freund heute nicht mit dir spielen wollte. Das klingt wirklich schwierig.“

Empathie: Versuche, die Welt aus der Perspektive des Kindes zu sehen und zu verstehen. Bestätige die Gefühle des Kindes, ohne sie zu bewerten.
Beispiel: „Es ist okay, traurig zu sein, wenn jemand gemein zu dir ist.

Vertrauen: Schaffe eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der das Kind sich sicher fühlt, seine Bedürfnisse zu äußern.

Gruppengröße: Beachte dabei, wie groß deine Gruppe ist und entscheide dann, ob du die Gesprächsmethoden in der großen Runde machen möchtest oder ob du Kleingruppen bildest.

Zeit: Nimm dir genügend Zeit, damit auch jedes Kind zu Wort kommen kann.

Beobachten: Verhalten beobachten = Schlüssel zum Verständnis: Achte darauf, wie und was das Kind spielt, mit anderen interagiert und auf verschiedene Situationen reagiert. Körperliche Zeichen, wie u.a. Müdigkeit, Unruhe oder Rückzug, können auf bestimmte Bedürfnisse hinweisen.

Bedürfnis- und Gefühlsliste zum Download: Gefühlsliste kindgerechtBedürfnisliste für Gruppenleiter:innen

Hier im Überblick für dich einige Methoden. Suche dir die passende Methode für deine Gruppe aus und orientiere dich dabei an den Entwicklungsstand der Kinder (die Methoden sind aufsteigend angeordnet).

1. Gefühlsdetektive: Entdecke deine Emotionen (einfache Fragen stellen)

So geht’s: Stelle den Kindern einfache Fragen, die ihnen helfen, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen und zu benennen.

  • „Wie fühlst du dich heute?“
  • „Was hat dich heute glücklich gemacht?“
  • „Gibt es etwas, das dich traurig gemacht hat?“
  • „Gibt es etwas, das dich ärgert?“
  • „Was möchtest du heute machen?“
  • „Gibt es etwas, das du brauchst?“

Tipp: Verwende einfache Worte, um verschiedene Gefühle zu beschreiben, z.B. glücklich, traurig, wütend, ängstlich, aufgeregt. Hilf den Kindern, diese Worte zu verstehen und zu verwenden.

2. Emotionen-Express: Sag mir, wie du dich fühlst (Bilder und Karten verwenden)

Du brauchst: Bilder von Aktivitäten oder Gegenständen

So geht’s: Zeige ihnen Bilder von verschiedenen Aktivitäten oder Gegenständen und lass sie auswählen, welche am besten zu ihrem aktuellen Gefühl passt. Du kannst nach dem Grund für die Auswahl der Karte fragen oder es auch so stehen lassen.

3. Gefühlskarten: Welches Bild passt zu deinem Gefühl?

Du brauchst: Bilder von Gesichtern und Emotionen, evtl. Emojis

So geht’s: Nutze Karten mit Bildern von Gesichtern, die verschiedene Emotionen zeigen. Lass das Kind eine Karte auswählen, die am besten zu seinem aktuellen Gefühl passt. Im Internet findest du kostenlose Vorlagen.

4. Gefühlsbarometer: Wie geht's mir heute?

Du brauchst: Plakat mit einer gezeichneten Skala, Stifte oder Klebepunkte

So geht’s: Verwende eine visuelle Skala (z.B. mit verschiedenen Emotionen), bei dem das Kind seinen aktuellen Gefühlszustand anzeigen kann, z.B. von „sehr glücklich“ bis „sehr traurig“.

5. Gefühlswürfel: Was zeigt der Würfel heute?

Du brauchst: gebastelter Würfel oder Würfel mit aufgeklebten Emotionen

So geht’s: Verwende einen Würfel mit verschiedenen Emotionen auf jeder Seite. Lass das Kind würfeln und über das Gefühl sprechen, das angezeigt wird.

6. Kunterbunte Gefühle: Malen und erzählen

Du brauchst: Blätter, Holzfarben, Stifte

So geht’s: Lass das Kind ein Bild malen, das zeigt, wie es sich fühlt. Frage nach dem Bild: „Kannst du mir erzählen, was auf deinem Bild passiert?“

7. Gefühlsgeschichten: Erzähl mir von deinem Tag (für ältere Kinder geeignet)

So geht’s: Ermutige das Kind, eine Geschichte zu erzählen, die seine Gefühle widerspiegelt. Diese Geschichte kann fiktiv sein, muss aber die echten Emotionen des Kindes widerspiegeln.

8. Gefühlsschatzkiste: Was steckt in dir? (Gefühls-Tagebuch für ältere Kinder)

Du brauchst: kleine Hefte, Kugelschreiber

So geht’s: Ältere Kinder können ermutigt werden, ein Gefühls-Tagebuch zu führen, in dem sie ihre täglichen Emotionen aufschreiben.

Von: Barbara Fontes, Mitarbeiterin und Kinderschutzbeauftragte der Katholischen Jungschar Südtirols (August 2024)

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